SüdSeeKurier das Magazin für den Bodensee und die Welt
Die Geschichte der Friedensläufe
490 Jahre vor Christus so schrieb Herodes, dass Läufer eingesetzt wurden um Botschaften zu übermitteln und so
ist es auch im Jahr 2020. Die Botschaft der Friedensläufe ist: „Habt keine Angst, Sport verbindet und macht einen
klaren Kopf“. Wir laufen unmaskiert für den Frieden, die Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe zwischen den
Menschen.
Gerry Mayr, der „Erfinder“ der Friedensläufe- Bodensee ist schon immer für „den guten Zweck“ gelaufen. Er lief
für die Deutsche Kinderkrebshilfe 24 Stunden auf dem Laufband. Für UNICEF einen Altstadtlauf und für die
Geschwister Scholl Schule, 2 mal 24 Stunden für ein Nicaragua Sozial Projekt.
Am 04.10.2020 wurden die Weichen für die Friedensläufe gestellt. Um 6.00 Uhr trafen sich Nana Domena und
Gerry zu einem gemeinsamen Lauf. Das Ziel drei Halbmarathons vor Weihnachten zu machen und im April den
Bodensee zu umrunden. Der nächste gemeinsame Lauf fand am 09.11.20 statt. Sie begleiteten Maurice Kolloff bei
der letzten Etappe welche von Paris nach Berlin führte- 40 Kilometer bis vor das Brandenburger Tor.
Dieser Lauf, Protestmarsch, war ein Trainingslauf für das ehrgeizige Ziel in drei Tagen, 3 Halbmarathons in Folge
zu machen.Unter erschwerten Bedingung, Stopp und Jagd durch die Polizei, erreichten 6 Läufer das Ziel.Der
nächste Friedenslauf findet am Sonntag, den 24.01.21 statt.
Text/Bild Gerry
Ein starker Baum wächst aus einem kleinen Samenkorn
Seit Monaten werden von Seiten der Gesundheitsbehörden hohe Inzidenzwerteveröffentlich und drastische
Maßnahmen mit dem Ziel des Infektionsschutzes angeordnet. Jetzt, kurz vor Weihnachten, gipfelt die
pandemische Lage von nationaler Tragweite wieder in einem harten Lockdown mit Einschränkungen der Grund-
und Freiheitsrechte, die sich vor einem Jahr keiner hätte vorstellen können. LautRegierung sei dies unumgänglich,
um die Gesundheit der Bevölkerung und dortinsbesondere der vulnerablen Gruppen zu schützen. Das Grundgesetz
gibt uns Bürgern Deutschlands das Recht auf Meinungs- undVersammlungsfreiheit sowie das Recht auf
Demonstrationen. Da Sport im Freien die einzige Möglichkeit für sportliche Aktivitäten ist, die in Coronazeiten
unter bestimmten Bedingungen toleriert wird, hatte Gerry Mayr die Idee eines Friedenslaufs. So konnte eine der
wenigen verbliebenen Freiheiten genutzt werden, ummöglichst vielen Mitmenschen bewusst zu machen in
welchem Ausmaß unsere im Grundgesetz festgeschriebenen Rechte im Augenblick eingeschränkt sind. Laufen im
Freien zur Stärkung des Immunsystems wäre der positive Nebeneffekt. Der Lauf war bewusst geplant in der Zeit
vor Weihnachten. Weihnachten steht dabei für das Fest der Liebe und des Friedens. Nach fast einem ganzen Jahr
mit Coronabedingten Einschränkungen und dadurch verursachtem wirtschaftlichen und psychischem Stress sollte
der Lauf ein Symbol für weniger Spaltung und wieder mehr Miteinander sein. Da sämtliche Sporteinrichtungen
nun schon wieder seit Wochen geschlossen sind, ist das Laufen, besonders im Wald, auch die einfachste Art die
physische und psychische Gesundheit zu fördern. Das Konzept war, dass interessierte Läufer/Innen die Strecke
um den Untersee in3 Etappen von rund 20 Kilometern zurücklegen. Es sollte explizit kein Laufwettkampf im
üblichen Sinne sein sondern ein friedlicher Lauf mit beliebiger Startzeit und individuellem Tempo, miteinander
und nicht gegeneinander. Das bewussteWahrnehmen der schönen Umgebung wäre so am ehesten möglich
gewesen. Ein Friedenslauf in vielfältigem Sinne eben. Raus aus dem alltäglichen Stress, Zeit zum Nachdenken.
Die erste Etappe verlief problemlos, abgesehen davon, dass ein Läufer verletzungsbedingt aufhören musste. Ein
Highlight war auf jeden Fall die zweite Etappe mit einem Abschnitt auf der Höhe, wo immer wieder einmal die
Sonne durch dieBäume schien, während sonst der hartnäckige Nebel die Sicht auf den See nicht zuließ. Getrübt
worden war dieser positive Eindruck leider schon zu Beginn dieser mittleren Etappe. Vier Läufer/Innen waren von
Sipplingen aus unterwegs. Die Abstände waren groß und es war sonst auf dem Radweg nichts los. Dennoch
wertete die Polizei dies als unerlaubte Ansammlung was mit einer Ordnungswidrigkeit bestraft werden wird.
Einer der Läufer hatte sich dabei gleich zu Beginn der Aktion verdrückt. Die drei anderen mussten ca. eine
dreiviertel Stunde in der Kälte ausharren, bis sie dann doch weiterlaufen durften. Diese Aktion der Polizei, an der
bereits mehrere Polizeibeamte und - innen mit mehreren Fahrzeugen beteiligt waren, ließ nichts Gutes für den
folgenden Tag ahnen. Die dritte Etappe hätte etwas Besonderes sein sollen: Die beiden letzten Kilometer waren
als Fackellauf, eingerahmt von Spaziergängern mit Kerzen, vorgesehen gewesen. Als Abschluss war ursprünglich
eine Demonstration in Klein Venedig in Konstanz geplant gewesen. Sie war bereits im Vorfeld von der Stadt
Konstanz verbotenund pflichtgemäß von Gerry Mayr, dem Organisator der Demo abgesagt worden.
Als Sinnbild für die tiefgreifende Spaltung der Gesellschaft kann die panisch aggressive Reaktion einer
Anwohnerin in Wallhausen angesehen werden, die sofortzum Telefon griff, als sie die paar Läufer/ Innen sah, die
vom Hafen aus auf die Strecke gehen wollten. Kurz darauf tauchte die Polizei auf. Jedoch hatten sich alle
Läufer/Innen bis auf einen, der schließlich in die Gegenrichtung laufen musste, in Richtung Konstanz auf den
Weg gemacht. Entlang der voraussichtlichen Laufstrecke verdichtete sich die Polizeipräsenz immer mehr. Es
waren zwar auch viele Spaziergänger, Einzelpersonen oder Gruppen bzw Familien, und Jogger unterwegs, aber
normal war es nicht. Die beeindruckende Silouette des Stadtzentrums, die zunehmend schemenhaft aus dem Nebel
auftauchte, trat fast völlig in den Hintergrund angesichts des auf den letzten Kilometern unübersehbaren
Polizeiaufgebots. Zwischen den offensichtlich frischlufthungrigen Konstanzern scheinen die wenigen Läufer gar
nicht aufgefallen zu sein. Denn fünf ihnen trafen sich zum Schluss auf der Fußgangerbrücke, wo sie ihren Lauf
beenden mussten.
Unverständnis kam auf, als sich herausstellte, dass Klein Venedig von den Ordnungsbehörden vorsorglich zum
Sperrgebiet erklärt worden war. Damit war der symbolhafte Einlauf, egal ob mit Fackeln oder nicht, nicht mehr
möglich. Das war mehr alsenttäuschend für die Sportler. Einer der Läufer meldete daraufhin eine
Spontandemonstration auf dem Münsterplatz an. Dort kam es dann zu einer bizarren aber vielleicht auch für die
aktuelle politische Situation symptomatischen Situation: Während der Anmelder der Demonstration auf dem Platz
mit der Vertretung der Ordnungsbehörden verhandelte, um die Demonstration doch noch genehmigt zu
bekommen, wurde der Platz von etwa einer Hundertschaft Polizisten mit etwa acht Mannschaftswagen bewacht.
Einige Passanten, darunter auch einige der Läufer, die man locker an den Fingern einer Hand abzählen konnte,
standen dabei und verfolgten die Verhandlungen. EinAnwohner beleidigte aus dem Fenster heraus die
Umherstehenden als Gefährder und schrie, dass sie verschwinden sollten. Insgesamt eine bedrückende, irreal
wirkende Szene. Das einzig Positive war, dass es schließlich zu einem konstruktiven Gespräch zwischen einem
Beamten des polizeilichen Deeskalationsteams und ein paar Läufern kam. Es wäre schön, wenn dies der Beginn
von konstruktiven Gesprächen zwischen den Verfechtern und den Kritikern der Coronamaßnahmen werden
könnte.Vielleicht ein kleines Samenkorn aus dem einmal etwas Großes werden kann?
Text/Bild Monika L.
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