Tagebuch einer außergewöhnlichen Bike - Reise
Tagebuch
Tag 1, Samstag der 13.02.2010
die komplette und ausführliche Geschichte „Story“ ist in Zukunft nach der
Veröffentlichung in einigen Fachmagazinen zu lesen.
Geht doch bitte ab und zu auf den Pressespiegel, danke und viel Spaß.
Die Nacht ist extrem kurz. Es ist kurz
vor 1 Uhr als ich die Augen zumache. Ich bin glücklich die Routenplanung steht!
Mein Garmin GPS ist gefüttert.
Nach 3 Stunden Schlaf ist die Nacht vorüber. Das Abenteuer beginnt.
Birgit und ich fahren von Nürnberg nach Füssen 3.5 Stunden auf der zum Teil
schneebedeckten Autobahn. Dort
ist es echt mühsam vorwärtszukommen. Teilweise ist es spiegelglatt und windig.
Mit einer Stunde Verspätung erreichen wir Füssen und unseren Freund Oli, der
schon auf uns wartet. Als die Kameras und die Ausrüstung gerichtet sind,
ist es leider schon 11:30 Uhr, bis wir wegkommen.
Ein supertoller Fahrtag erwartet uns.
Traumwetter, beim Start minus 11
Grad kalt, aber perfekt für das große Abenteuer!.
Am Anfang verlieren wir etwas Zeit mit der Dokumentation (Foto und Video) kommen
aber, da wir keine sonstigen Pausen machen, gut voran. In Reutte,
20 Kilometer vom Start entfernt, wechsle ich den ersten Akku. Er hatte zwar noch
2 Balken Restanzeige, aber wir müssen nun wirklich Kilometer machen.
Es kommen harte Teiletappen auf denen wir schieben müssen.
Insgesamt haben wir die Bikes ca. 2
Kilometer geschoben. Beim Schieben im verharschten Schnee rast mein Puls, obwohl
ich für diese Reise trainiert habe,
auf fast 190. Hier macht sich der Gewichtsunterschied zum Bergwerk Bike von Oli
richtig nachteilig bemerkbar.
Wir kommen bei Dämmerung zum Fernpass und schaffen es auch ihn zu überqueren.
Überglücklich verbringen wir die Nacht in einem kleinen Dorf im Wohnmobil.
Unser Tagesziel haben wir geschafft!
Wir sind heute 74 Kilometer weit geradelt, haben tolle Strecken „erfahren“
und einen perfekten Biketag gehabt.
Tagebuch Tag 2, Sonntag der 14.02.2010
Wir hatten eine ruhige Nacht in dem kleinen Dorf Tarrenz.
Das Wohnmobil parkten wir in einer kleinen Seitenstraße mir Blick auf die
Dorfkirche.
Als um 7:00 Uhr der Wecker klingelt, haben wir alle etwas Anlaufschwierigkeiten
Trotzdem schaffen wir es, um 8:00 Uhr aus den Federn zu sein.
Das Frühstück zieht sich bis 9:00 Uhr hin. Leider können wir dann nicht
gleich losstarten, da das Wohnmobil Öl verliert. Ich suche den Fehler und
stelle einen Ölverlust vom Lenksystem fest.
Im Moment kann ich nicht mehr machen, als den Behälter aufzufüllen. Um 10:45
sitzen wir dann endlich auf unseren Bikes und radeln bei allerschönstem
Sonnenwetter, keine Wolke ziert den Himmel, in Richtung Süden.
Es geht an unzähligen kleinen Dörfern
vorbei, wir fahren entlang am Inn bis nach Landeck.
Die Radwege sind teilweise nicht einfach zu befahren. Schnee und Eis machen uns
zeitweise ganz schön zu schaffen.
Jedoch sind die Radwege genial in die Landschaft eingepasst. Auf den
Fahrradtouristen wird großen Wert gelegt und auch die Beschilderung ist sehr
gut.
Der größte Teil der zweiten Etappe ist nicht von großen Steigungen geprägt.
So kommen Oli und ich gut voran. Um 14:00Uhr machen wir eine kleine
Pause in Landeck. Von dort aus fahren weiter am Inn entlang bis nach Nauders.
Mit kaum einem Fortbewegungsmittel ist man so naturnah wie mit dem Fahrrad.
Oli hat heute leichte konditionelle Probleme, der erste Tag über den Fernpass
war sehr anstrengend und wir mussten schnell unterwegs sein. Um 17.30 Uhr
erreichen wir unser Ziel des heutigen Fahrtages, Nauders. Wir haben 80 km zurückgelegt.
Tagebuch
Tag 3, Montag der 15.02.2010
Die Nacht auf dem Parkplatz vom Lift
hier in Nauders ist ruhig und eisig kalt! Die Temperatur fiel auf minus 16 Grad.
Als wir am Morgen gegen 7:00 Uhr aufwachen, ist im Fahrerbereich alles gefroren.
Ich habe größte Mühe den alten "Diesel" anzubekommen. Die Batterie
schwächelt und ich muss um Hilfe fragen. Eine Dame aus Luxemburg gibt uns
netterweise Starthilfe.
Aber das Überbrücken gestaltet sich auf Grund der widrigen Minustemperaturen
als zeitaufwendig. Erst nach unzähligen Versuchen springt der
Fiat Diesel an.
Helen
auf diesem Wege vielen Dank!
Nach dem Frühstücken, bei laufendem Motor, machen wir noch ein paar Fotos von
der Abfahrt und sind dann um 11:00 Uhr auf der Strecke. Zuerst
geht es noch 3 Kilometer den Berg hinauf bis zum italienischen Zoll.
Dann erreichen wir mit 1513m den höchsten Punkt der Reise.
Der Reschenpass ist frei von Schnee und eis und einwandfrei zu befahren. Wir
kommen prima voran und es ist kurz nach Mittag, als wir den Kirchturm am
Reschensee erreichen.
Es ist ein Muss, um diesen Turm
herumzuradeln. Oli und ich lassen es uns auch nicht nehmen mit den Bikes über
den See zu fahren. Es ist nicht einfach,
da recht viel verharschter Schnee auf dem Eis liegt.
In der Mitte des Sees ist dann Endstation. Eine Wasserrinne macht ein
Weiterkommen unmöglich. Also zurück und auf der Landstraße weiter.
Noch auf oben auf dem Reschenpass nehmen wir den Einstieg auf den Fahrradweg.
Zuerst geht es einen Eiskanal hinunter, dann vorbei an fesselnder
Natur durch Waldpassagen.
Dank den Schwalbe Spike Reifen erreichen wir das Tal ohne Sturz. Die Weiterfahrt
wird immer angenehmer, da merklich wärmer. Ein Traum, bei strahlendem
schönen Sonnenschein durch das Etschtag zu fahren. Meist bewegen wir uns
parallel zum Fluss.
In einem kleinen Dorf macht der Akku schlapp und ich fahre 5 Kilometer ohne den
Elektro-Motor.
„Mann, war das anstrengend!“
Es ist schon Nacht, als ich meine zwei
Akkus von der freundlichen Kassiererin zurückbekomme. Diesmal wurden die Akkus
nämlich nicht in unserem
Wohnmobil, sondern in einem Supermarkt aufgeladen. Die Überprüfung zeigt 4
Balken Ladestrom, das müsste für 30 Kilometer reichen.
Um unser Ziel Bozen zu erreichen, radeln wir durch die Nacht. Oli gibt mächtig
„Pedale“ und wir halten 22 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit.
Es ist schließlich 23:00 Uhr, als wir
überglücklich in Bozen ankommen - Unser Ziel ist erreicht!
Ein Alpencross im Winter in nur 3 Tagen. 260 Kilometer durch Schnee und Eis.
Auf einem Parkdeck verbringen wir diese
Nacht.
Morgen fährt Oli zurück nach Füssen mit dem Zug, dann folgen für mich
schnelle Fahrtage mit 26 km/h direkt nach Venedig.
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Tag 4, Dienstag der 16.02.2010
Die Nacht war ruhig und um 8:00 Uhr
sind wir munter und auf. Nach dem Frühstück im Camper verpackt Oli sein
Bergwerk Bike auf dem Dach.
Wie immer geht einiges an Zeit drauf, bis die Bilder im Computer gesichert sind.
Um 10:30 Uhr fahren wir in Richtung Bahnhof. Auf dem Weg dorthin
stoppen wir in einem Kaffee auf einen Capuccino und lassen die Akkus dort, zum
Laden. Es geht durch die Metropole Südtirols erst einmal bis zum Bahnhof.
Oli arrangiert dort alles und wir gehen gemeinsam in das sehenswerte
Naturkundemuseum. Obwohl ich schon öfters dort war, ist Ötzi, der
„Eismann“ immer
wieder einen Besuch wert.
Auch Oli hat das Bummeln und der Museumsbesuch gut gefallen und er verlässt uns
nicht gerne. Sein Zug fährt um 14:50 Uhr in Bozen ab.
Birgit und ich machen heute einen Tag frei. Wir genießen einen weiteren
Capuccino und gehen noch einmal durch die Einkaufspromenade den Lauben.
Um 16:00 verlassen wir „Bolzano“, holen die Akkus und ich radle in das
kleine Dorf Kaltern.
Meine Beine sind recht schwer und ich versuche, trotz Steigung nicht über eine
Pulsfrequenz von 160 zu kommen.
Es gelingt spielend, die fast 300 Kilometer der letzten Tage haben ihre
Trainingswirkung gezeigt.
Kurz vor Anbruch der Dunkelheit stehe ich nun 10 Kilometer weiter in Richtung Süden
und warte auf Birgit.
Eine halbe Stunde später höre ich das Brummen des Fiat Diesels. Da meine Tante
und mein Onkel nicht da, sind parken wir auf dem großen Markplatz in
Kaltern und verbringen den Abend in einer Pizzeria. Während wir eine Pizza
verspeisen, laden zwei weitere Akkus – damit der morgige Tag nicht mangels
Strom zu einem Misserfolg führt.
Um 1:00 Uhr hole ich die Akkus ab und die Nacht ist um 8:30 Uhr zu Ende.
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Tag 5 Mittwoch der 17.02.2010
Da der Parkplatz sich füllt und außerdem
Gebühren kostet, fahren wir meine Verwandten besuchen. Heute Morgen sind sie da
und freuen sich uns zu sehen.
In Windeseile wechsle ich die Reifen. Von Kaltern an ist nicht mehr mit Schnee
und Eis zu rechnen.
Die Schwalbe „Icespiker“ haben
allerbeste Dienste geleistet. Ohne diese Reifen wären wir nicht in dieser
Geschwindigkeit und ohne Sturz in Südtirol angekommen.
Mein neuer Reifen ist der Schwalbe Marathon Extreme. Er besticht durch super
Abrolleigenschaften, perfekt um schnell unterwegs zu sein.
Um 10:00 Uhr treffen wir uns noch in Kaltern mit einer Freundin von Birgit und
deren Freund.
Leider ist es schon 13:00 Uhr, als ich in die Pedale trete.
Der erste Eindruck, den ich von den Schwalbe Reifen hatte, bestätigt sich - sie
sind hervorragend zu fahren.
Ich komme mit beständigen 27 km/h am Kalterer See vorbei und folge der „Via
Claudia“ entlang der Etsch.
Die Temperatur liegt im Plusbereich und die Akkus halten merklich länger als 40
Kilometer. Lag die Reichweite in den Bergen, bei zum Teil minus 10 Grad noch
bei 30-40 Kilometern, so liegt sie jetzt bei über 40 Kilometern.
Das Radnetz war die ganzen Reise über schon sehr gut. Jetzt befinde ich mich
schon fast auf einer „Radautobahn“. Ich bin schnell und mache gut Kilometer.
Mein Puls liegt bei 120 und ich fahre „Vollstrom“ mit 28 km/h. Ab über 28
Stundenkilometer bremst der Motor mich etwas aus und fängt an, durch meine
Muskelkraft zu laden. Dieser Vorgang kostet aber sehr viel Kraft, die ich noch für
die weitere Reise brauche. Nach 80 Kilometern erreiche ich nach Trient Rovereto,
das Ziel des heutigen Fahrtages.
Mir geht es gut, dank dem E- Bike war es heute eine entspannte Fahrt. Auch der
ständig vorherrschende Gegenwind hat mich kaum Kraft gekostet.
Das Supportmobil parken wir sehr schön gelegen am Ufer der Etsch. Es regnet
gerade und ich hoffe, morgen eine trockene Fahrbahn vorzufinden.
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Tag 6 Donnerstag der 18.02.2010
Tatsächlich der Regen hat aufgehört und
ein schöner Tag beginnt. Da der Parkplatz zu einer Bäckerei gehört hole ich
erst einmal frische Brötchen und
klassische „Cornetti“ gefüllte Croissants. Das warten und ausgiebiges Frühstück
hat sich gelohnt. Die Straße ist trocken und ich kann kräftig in die Pedale
treten.
Heute muss ich wirklich Kilometer machen es liegen noch 200 Kilometer vor mir.
Die Radwege werden desto weiter ich gen Süden komme immer schlechter und
weniger beschildert.
In Höhe des Gardasees verfahre ich mich um fast 30 Kilometer, es waren einfach
keine „via Claudia Augusta“ Schilder auszumachen.
Da ich nicht die aktuelle Garmin GPS Karte im Gerät habe merke erst nach 15
Kilometer, das ich falsch gefahren bin.
Der Tag wird zeitweise sehr sonnig und ist angenehm zu fahren. Das E- Bike
schnurrt wie eine Katze und fährt sich mit konstanten 27 km/h ohne Probleme.
Auch die Fahrt durch die sehenswerte Altstadt von Verona macht mit dem Bike
super Spaß.
Ich fahre wieder einmal auf der „Via
Claudia“ über eine sehr alte Brücke.
Ansonsten orientiere ich mich auf einfachen Landstraßen mit weniger Verkehr.
Einen Radweg direkt nach Padova und dann Venedig finde ich nicht.
Schon recht müde komme ich am Treffpunkt San Bonifacio an. Birgit wartet dort
mit dem Wohnmobil bereits auf mich.
Nach einer kleinen Pause beschließe ich noch etwas weiter zu fahren. Was sich
später als ein Fehler rausstellt. Die Nacht hat seinen schwarzen Mantel
ausgebreitet und
um 20:00 Uhr ist es stockdunkel.
Ich tue mich schwer mit meiner eher mangelhaften Beleuchtung zwischen den Autos.
Auch das GPS, welches im Nachtmodus arbeitet lässt sich nur schwer ablesen.
Da ich mich in dieser Nacht wieder um 20 Kilometer verfahre waren die drei
Nachtfahrstunden nicht vom Erfolg gekrönt. Müde wie ein „Schnitzel“ nach
fast
170 Radkilometer machen wir die Augen in einem kleinen Dorf namens Orgiano.
Ausnahmsweise gönne ich mir ein kleines Bier in einer „Snackbar“ und warte
auf Birgit.
Dort können wir über Nacht auch die Akkus aufladen. Dann kann der letzte Tag
der Bike Reise kommen.
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Tag 7 Freitag der 19.02.2010
Die ganze Nacht über hat es geregnet. Der heutige Morgen ist fürchterlich es
regnet aus Strömen und ist mit 7 Grad richtig ungemütlich. Die Akkus hatte sie
vermutlich nicht die ganze Nacht am Netzt. Sie zeigen nur 3 von 5 Balken an.
So wirklich gerne trete ich heute nicht in die Pedale- aber es sind nur 75
Kilometer also „Augen zu und durch“.
Ich komme trotz Regens auch schnell voran. Aus den Fehler meiner schlechten
Navigation habe ich gelernt - 1 Stunde neben dem Frühstück ist ausschließlich
dem Finden und Speichern von Wegepunkten gewidmet.
Leider fängt nach 1 Stunde mit extremen Dauerregen das E- Bike mit Aussetzer
an. Das Steuergerät hat zuviel Wasser abbekommen. So ab und an geht der
Motor aus. Ich steuere in das nächste Dorf und trockne das Steuergerät. Es
hilft- das Bike fährt wieder. Zur Vorsicht packe ich es noch in einen
wasserdichten
Ortlieb Beutel.
Es regnet heute den ganzen Tag und gelegentlich hat das Fahrrad Probleme.
Teilweise muss ich ohne Motor auskommen.
Auch mir ist der heutige Fahrtag sehr unangenehm- ich bin total durchnässt.
Heute habe ich mich trotz schlechter Sicht und viel Verkehr kein einziges Mal
verfahren.
Auch durch Padova bin ich gut gekommen. Die letzten Kilometer vor Vendig fahre
ich auf der Autobahn. Das gehupe der Autos war wohl eher weniger
ein „Gerry toll du hast es geschafft“ sondern eher ein verschwinde von
unserer Piste. Nach längerem Suchen finde ich endlich den Zugang zur Brücke
die nach
Venedig führt. Ich radle mit voller Geschwindigkeit ohne Motor bei starkem
Gegenwind und peitschendem Regen über die Brücke. Ich bin meinem Ziel ganz
Nahe.
Nur noch wenige Meter trennen mich von der Lagunenstadt. Einer der
interessantesten Städte der Welt.
Geschafft über 600 Kilometer von Füssen nach Venedig liegen hinter mir. 6
Fahrtage, im Winter, mit über 100 Kilometer pro Tag sind das Ziel. Ein super
tolles Erlebnis,
welches ich nicht missen möchte ist Vergangenheit. Das Fahrrad ist ein toller
Wegbegleiter seine Geschwindigkeit ein perfektes Medium die Landschaft ganz nahe
zu erleben.
Meine erste große Fahrradreise und bestimmt nicht meine letzte. Auch der
Einsatz eines E- Bikes ist gelungen. Es ermöglicht eine höhere Geschwindigkeit
und
größere Reichweite.